Aus dem Jahr 2003
BALMBERG: Seit 40 Jahren werden im Solothurner Jura mit viel Idealismus Wintersportanlagen betrieben
Aus einer «Schnapsidee» zweier Freunde wurde vor 40 Jahren Realität. Skifans mussten nämlich fortan ihre Bretter nicht mehr schultern und mühsam den Balmberg hinauftragen, sondern konnten sich bequem vom Skilift ziehen lassen. Idealismus und Optimismus der drei Gründerfamilien sind bis heute geblieben. Denn der Balmberg soll auch in Zukunft das Skigebiet der Region bleiben.
Vor einem halben Jahrhundert fuhren zwei junge Burschen sonntags mit dem Postauto auf den Balmberg und stapften mit ihren Skiern die «Kähle» hinauf. Gerade mal für drei Abfahrten reichte es an einem Tag. Bei dem mühseligen Aufsteigen kamen die beiden schon manchmal ins Träumen - von einem Skilift auf dem Balmberg. Für viele eine «Schnapsidee». Doch Ernst Ryf und Fritz Kurth aus Attiswil liessen sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Es zeigte sich, dass auch der Baumeister Othmar Sterki aus Günsberg die gleiche Idee hatte. Zu dritt gingen sie an die Arbeit und bauten auf dem Balmberg den Skilift «Kähle».
«Der Enthusiasmus der drei wurde aber schnell gebremst. Die erste Saison 1963/64 war nämlich die schlechtes te überhaupt», erzählt Petra van Heeckeren-Kurth, Tochter von Mitgründer Fritz Kurth und heutige Marketingverantwortliche der Sportanlagen Balmberg AG. Erst am Valentinstag 1964 konnte der neue Skilift das erste Mal in Betrieb genommen werden.
Die erste Panne liess auch nicht lange auf sich warten. «Bereits am zweiten Betriebstag rauchte der Motor des Skilifts nur noch und musste schon repariert werden», so van Heeckeren. Gerade mal Fr. 523.60 nahmen die Skiliftbetreiber in der ersten Saison ein. Doch aller Anfang ist schwer, und die folgenden Jahre brachten nicht nur ein bisschen mehr Schnee und ein bisschen mehr Besucher, sondern auch ein bisschen mehr Einnahmen. Damit konnte auch das Skigebiet auf dem Balmberg kontinuierlich ausgebaut werden.
Kein Skigebiet ohne Skischule
Wo ein Skilift ist, darf auch eine Skischule nicht fehlen. So wurde nur wenige Jahre nach dem Bau des Skilifts auf Initiative des Kurhaus-Wirts Kurt Blaser die «Skischule Balmberg» gegründet. Die Leitung übernahm der gebürtige Balmberger Hans Küpfer. «Ich habe wohl eher Ski fahren als laufen gelernt. Im Winter fuhren wir immer mit den Skis zur Schule», erzählt Küpfer. So war es für ihn nahe liegend, die Skischule zu übernehmen. Nach fünf Jahren arbeitete Küpfer schon mit vier weiteren Skilehrern zusammen, zehn Jahre später versuchten bereits zwölf Lehrerinnen und Lehrer, den Leuten das Skifahren beizubringen. «Heute habe ich rund zehn Mitarbeiter, die Hälfte davon ist für die Snowboarder zuständig», sagt Küpfer.
Carving statt Langlauf
Bis vor 15 Jahren wurden auf dem Balmberg auch nordische Kurse angeboten. Doch nachdem das Interesse am Langlauf immer mehr abnahm, verschwand schliesslich auch die Loipe. «Heute sind vor allem die Carving- und Snowboardkurse sehr beliebt», so der Skischulleiter. Weiter zeige sich auch der Trend, dass viele Leute keine Ski- oder Snowboardausrüstung mehr kaufen, sondern nur noch mieten. «In der letzten Saison konnten wir an den schönen Wochenenden immer alle 50 Ausrüstungen vermieten», so Küpfer. Während früher viele deutsche und holländische Kurgäste in der Kunst des Skifahrens unterrichtet werden konnten, beschränkt sich das Publikum heute auf die Bevölkerung der Region.
Flexibilität als oberstes Gebot
Auch sonst hat sich einiges verändert. Am schwer wiegendsten sind wohl die verkürzten Winter der letzten Jahre. Während man in den ersten Jahren noch 80 bis 100 Betriebstage zählte, muss seit 1985 ein Rückgang auf 40 bis 70 Tage verzeichnet werden. «Natürlich zählen wir weniger Betriebstage als in den Anfangsjahren. Doch solange wir nicht rote Zahlen schreiben, machen wir weiter. Einen Skilift auf 950 bis 1300 m ü. M. zu betreiben ist sowieso nur dank dem unermüdlichen Einsatz der Gründerfamilien möglich», sagt Petra van Heeckeren. Man müsse halt ungemein flexibel sein, meint Hans Küpfer und führt aus: «Man lebt von der Hand in den Mund. Sobald der Schnee kommt, muss man zuschlagen können.» So bleibt den Skilift- und Skischulbetreibern nichts anderes übrig, als jeden Abend «Meteo» zu schauen und auf Schnee zu hoffen.
Skifahren wie vor 40 Jahren
Am 14. Februar 2004 kann anlässlich des Jubiläums zu Preisen wie vor 40 Jahren Ski gefahren werden (Tageskarten Kinder 4 Franken, Erwachsene 9 Franken). Reguläre Preise und weitere Informationen unter: Info-Tel: 032 / 637 10 40, www.balmberg.ch, Teletext-Seite 505. Skischule: Anmeldung und Information unter Tel. 032 / 685 39 12 oder 079 / 415 72 90 (mik)
SKIGEBIET BALMBERG · Chronologie der Entwicklung
Im Sommer 1963 machten sich die drei Gründungsfamilien Sterki (Günsberg), Ryf und Kurth (beide Attiswil) an die Verwirklichung eines Traums und bauten auf dem Balmberg den Skilift «Kähle». 1970 baute die «Gesellschaft Skilift Mittlerer Balmberg AG» den längsten der heutigen vier Skilifte, den «Röti»-Lift. 1973 wurde der «Kähle»-Lift aufs «Bödeli» verpflanzt, und dank einer Brücke konnte der neue «Kähle»-Lift um ein gutes Stück verlängert werden. Zudem wurde eine Pistenbeleuchtung installiert. So existiert seit 30 Jahren auf dem Balmberg eine der längsten Nachtskifahrstrecken der Schweiz. (Nachtskifahren Dienstag bis Freitag 19.30 bis 22.00 Uhr). 1985 kam schliesslich noch der «Höfli»-Übungslift dazu.
Da die Skilifte auf dem Balmberg lange von zwei Gesellschaften betrieben wurden, gestaltete sich die Abrechnung jedes Jahr ziemlich kompliziert. 1997 wurde die «Gesellschaft Skilift Mittlerer Balmberg AG» schliesslich von der «Sportanlagen Balmberg AG» übernommen. Ein Ausbau der Sportanlagen sei nicht geplant, erklärt Petra van Heeckeren. Heute stehen vor allem Instandhaltungs- und Erneuerungsarbeiten an den Anlagen im Vordergrund und eine grosse Investition machte man 1999 mit der Anschaffung eines grösseren Pistenfahrzeuges. (mik)
Solothurner Zeitung, 31. Dezember 2003
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Erste Hürden genommen / Pläne für Pferdezentrum
Die Pläne für die Errichtung eines Pferdezentrums eingangs von Balm bei Günsberg sind nicht chancenlos: Das Raumplanungsamt hatte das Gesuch im Frühling dieses Jahres zurückgewiesen. Die Gemeinde Balm intervenierte aber mit Erfolg.
Christian Pläge und Birgit Wientzek dürfen weiter planen. Nachdem der Raumplanungskommission das Pferdezucht und -ausbildungsprojekt im Oktober vorgestellt worden war, lud das Raumplanungsamt jüngst alle Beteiligten inklusive Gemeindebehörden zu einer Orientierungssitzung ein. Dabei wurde Hofbesitzer René Flück und den künftigen Mitbewirtschaftern Wientzek und Pläge eröffnet, dass das Raumplanungsamt gewillt ist, mit den Beteiligten zu kooperieren. Die Präsentation des Projekts schien zu überzeugen. «Wir sind über die Bereitschaft der Behörden, unser Projekt vor Ort zu begutachten, überrascht und sehr erfreut», meint Pläge.
Betrieb so zonenkonform
Gemäss Daniel Arn vom Raumplanungsamt war ausschlaggebend, dass es sich beim vorgesehenen Zentrum nicht, wie angenommen, um ein Reitsportzentrum, sondern primär um eine Ausbildungs- und Zuchtanlage für Dressurpferde handeln würde. Durch ein Reitsportzentrum würde im Raum Balm ein Vielfaches an Verkehr entstehen, da Eltern ihre Kinder in die Reitstunde, und wieder nach Hause chauffieren würden. Dieser Fall soll aber gemäss Pläge nicht eintreten: Die primäre Aufgabe sieht er in der Ausbildung von Dressurpferden für den Spitzensport. «Für uns vom Raumplanungsamt bedeutet dies eine ganz andere Ausgangslage», begründet Arn die neue Verhandlungsbereitschaft. «Damit haben wir es mit einem zonenkonformen Betrieb zu tun.»
Gemeindepräsident François Emmenegger freut sich über diese Nachricht: «Unser Dorf ist wenig attraktiv fürs Gewerbe. Deshalb wäre für uns das Zentrum ein Glücksfall.» Dies ist auch der Grund, weshalb das Projekt von der Gemeinde unterstützt wird. Ausserdem könnte René Flück so vom nicht gerade florierenden Milchgeschäft in eine andere Branche wechseln und das Futter könnte von ihm produziert werden.
Nun liegt der Puck bei René Flück und seinen Partnern: Diese sollen verschiedene Vorprojekte erarbeiten und dann mit genauen Angaben zur Grösse der Gebäude dem Raumplanungsamt präsentieren. Gemäss Pläge handelt es sich dabei voraussichtlich um drei verschiedene Konzepte. Pläge hat als Fachmann sehr konkrete Vorstellungen. Den Auftrag soll ein Architekt mit Erfahrung in Pferdezentrumsbau erhalten. Dem Raumplanungsamt ist besonders wichtig, dass sich das Gebäude möglichst optimal in die Landschaft einfügt. Pläge: «Dies liegt selbstverständlich auch in unserem Interesse. Wir bemühen uns, das Ganze regel- und gesetzeskonform auszuführen». Trotzdem ist noch nichts entschieden. Arn: «Sobald die Pläne vorliegen, wird weiterdiskutiert.»
Solothurner Zeitung, 19. Dezember 2003
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Beim Schulhaus unerwünscht
Bewohner engagieren sich für einen anderen Standort der Antenne
Vor einer Woche erfuhren die Günsberger vom geplanten Bau einer Mobilfunkanlage auf dem Sportplatzareal. Daraufhin wurde kurzfristig der Verein Gomas (Günsberg ohne Mobilfunkantenne auf dem Schulhausareal) gegründet. Mit Erfolg: Rund 250 Interessierte liessen sich an einem Infoanlass über gesundheitliche Risiken und technische Daten aufklären.
Einfach dürfte der Antennenbau für die Betreiber von Sunrise und Orange nicht werden: Wurden die Günsberger vor einer Woche vom Gemeinderat noch vor scheinbar vollendete Tatsachen gestellt (wir berichteten), sah die Sache diese Woche schon ganz anders aus. Im überfüllten Kirchgemeindezentrum wurde die Gründung des Vereins Gomas von Präsi-denten Patrik Galli bekannt gegeben. Die Ziele wären vielfältig: Verhinderung der Mobilfunkantenne beim Schulhaus und eine Leistungsbegrenzung für Günsberg. Ausserdem würden auch die Suche eines anderen Standortes oder die Verhinderung der Antenne ins Auge gefasst. Der Verein geht sogar noch einen grossen Schritt weiter: Die Einwohner sollen unterstützt werden in rechtlichen, gesundheitlichen und technischen Fragen rund um die Antenne.
Wille und Ausdauer nötig
Einen Vorgeschmack gaben die Fachmänner Dr. med. Reto Dicht aus Günsberg und der Strahlenexperte Dipl. Ing. ETH Peter Schlegel. Die Inhalte der Referate gaben zu denken und stärkten wohl den Willen der Dorfbewohner, sich nicht mit dem unterschriebenen Bauvertrag abzufinden.
Gomas hat einiges vor: Möglichst viele Mitglieder werden gesucht, und mit Jahresbeiträgen soll ein allfälliger Gesetzesweg finanziert werden können. «Geballter Widerstand sei nötig», unterstützte Peter Schlegel das Engagement. Aus Erfahrung wisse er, dass der juristische Weg nicht einfach sei, aber es gebe eine andere Chance: «Mit genug Widerstand und Ausdauer ist es möglich, dass sich die Betreiber von alleine zurückziehen.» Schlegel kennt solche Fälle.
«Erholungsort gefährdet»
Schlegel hatte Strahlenmessungen an verschiedenen Orten in Günsberg vorgenommen und konnte die jetzigen Werte nur loben: «In Sachen Mobilfunkstrahlung ist Günsberg ein Kurort!» Ihn erstaune es nicht, dass die Betreiber an diesem Standort interessiert seien, denn im Moment sei hier oben fast kein Handykontakt messbar. Doch nicht nur Günsberg soll mit der Antenne abgedeckt werden: «Der Hauptstrahl gegen Niederwil würde das Unterland mitbedienen und hätte genug Leistung bis zum Balmberg hinüber. Das ganze Erholungsgebiet würde abgedeckt werden», klärte Schlegel auf.
Mit einer Demonstration unterschiedlicher Lichtquellen machte der Strahlenexperte sichtbar, wie die Strahlung auf Lebewesen wirkt. Eine flackernde Lampe liesse sich mit der sogenannten gepulsten Strahlung vergleichen, mit der man es im modernen Mobilfunk zu tun habe. Für ihn ist der Fall «völlig klar»: «Der Kontakt mit elektro-sensiblen Menschen ist meine Welt. Sie leiden unter dieser Strahlung. Noch sind sie in der Minderheit.» Eine gesundheitliche Sicherheit böten Grenzwerte nicht, da sie willkürlich und ohne Langzeiterfahrung gesetzt worden seien. Dies bestätigte auch Reto Dicht: «Bereits kleinste Strahlenwerte weit unter dem Grenzwert können zu ernsthaften Erkrankungen führen.»
«Antennen rinnen»
Eine falsche, aber weit verbeitete Meinung berichtigte Schlegel: «Die Annahme, dass man direkt unter der Antenne vor Strahlung geschützt sei, ist falsch. Genau dort ist sie am höchsten - da jede Anlage rinnt und nach unten abstrahlt.» Das spreche gegen Standorte auf Gebäuden. Die beiden Referenten waren sich einig, dass es keinen Standort gebe, bei dem niemand belastet würde.
Gomas startete am Infoabend eine Petition, die bereits am Anlass von über 200 Personen unterzeichnet wurde. Als nächstes werde man am kommenden Montag das Gespräch mit dem Gemeinderat suchen.
Solothurner Zeitung, 21. November 2003
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Ein ganzes Dorf sieht orange
Das Dorfbild von Günsberg ist derzeit von der Farbe orange geprägt. Als Zeichen des Protests gegen eine geplante Mobilfunkantenne hängen überall orange Flugblätter. Die Gegner rüsten zum Widerstand.
Damit hat der sechsköpfige Verein «Günsberg ohne Mobilfunkantenne auf Schulhaus- und Sportanlage», kurz Gomas, nicht gerechnet: Im Saal des reformierten Kirchenzentrums standen am Mittwochabend für 100 Leute Stühle bereit, für annähernd 150 mehr mussten Sitzgelegenheiten organisiert werden. Und am Schluss der fast dreistündigen Informationsveranstaltung zählte der erst kürzlich gegründete Verein bereits 130 Mitglieder.
Es war die zweite Veranstaltung innerhalb einer Woche, wo sich die Gegner bemerkbar gemacht haben. Am Informationsabend des Gemeinderates waren bereits 50 Personen anwesend.
Ziel von Gomas ist es laut ihrem Präsidenten Patrik Galli, «sich so rasch wie möglich aufzulösen». Dies wäre dann der Fall, wenn die geplante Mobilfunkantennenanlage auf dem Schulhausareal verhindert oder ein anderer Standort gefunden würde. Letzteres dürfte unwahrscheinlich sein, denn die Suche nach einem «optimalen Standort», wie es in der Zielsetzung des Vereins weiter heisst, bedeute am ehesten «keine Antenne».
Arzt aufgeschreckt
Reto Dicht, Dorf- und Schularzt in Günsberg, habe bis vor zwei Wochen auch nicht mehr über die Gefahren von Mobilfunkantennen gewusst, als dass er in den Zeitungen darüber gelesen habe. Der Entscheid des Gemeinderates, mit den Mobilfunkanbietern Sunrise und Orange einen Mietvertrag zur Erstellung einen Antennenanlage in unmittelbarer Nähe zu Schulhaus und Sportplatz abzuschliessen, habe ihn aufgeschreckt und handeln lassen.
Im Internet und über andere Kanäle habe er sich informiert und festgestellt, dass in Günsberg eine besonders leistungsstarke Antenne zu stehen kommen soll. Der Arzt zeigte auf, welche körperlichen Symptome bereits bei wesentlich geringeren Belastungen durch «Elektro-smog» nachgewiesen werden könnten. «Setzen wir unsere Kinder und die Dorfbevölkerung dieser immensen Belastung aus, ist das unverantwortlich», sagte Dicht und erntete damit lang anhaltenden, begeisterten Applaus.
Einen Exkurs in die technischen Aspekte des Mobilfunks lieferte Peter Schlegel, Bauingenieur, Architekt und Baubiologe aus Zürich. Heute sei Günsberg bezüglich seiner Belastung durch elektrische Felder eine «Oase». Während zweier Stunden hatte der Fachmann vor der Veranstaltung beim Schulhaus die Belastungswerte gemessen und festgestellt, dass diese heute noch unterdurchschnittlich hoch seien. Mit dem Bau der Antenne würde sich dies schlagartig ändern, baubiologisch empfohlene Maximalwerte würden «massiv überschritten».
In der anschliessenden Fragerunde drückten viele Bewohner Günsbergs ihre Bedenken gegen die geplante Antenne aus. Man wollte unter anderem wissen, ob sich die Strahlen der Antenne noch verstärkten, wenn sie, wie beim Schulhaus, reflektiert würden oder ob es stimme, dass die Antenne auch zur Überbrückung von Engpässen auf der doch weit entfernten Autobahn diene. Und auch an die Adresse des Gemeinderats wurden Bedenken geäussert: «Seine Aufgabe ist es, für den Schutz der Bevölkerung einzustehen. Warum nimmt er diese Aufgabe nicht wahr?», wurde gefragt.
Keinen «Glaubenskrieg»
«Wir wollen keinen Glaubenskrieg und suchen den Kontakt mit den Gegnern», zeigte sich Andreas Eng, Gemeindepräsident von Günsberg, anderntags gesprächsbereit. Für ihn gelte es, bei der Frage um den Antennenbau zwei Bereiche zu unterscheiden. Im rein formal-juristischen Bereich bestehe ein verbindlicher Mietvertrag zum Standort beim Schulhaus. Die Baukommission müsse jetzt das Baugesuch für die Antenne vorbereiten, bei dem dann die üblichen Beschwerdemöglichkeiten offen stünden.
Jeder Zweite dagegen?
Die politische Seite macht Andreas Eng vom Ausmass der Opposition abhängig. «Bis jetzt hat sich eine Gruppe von höchstens 50 Leuten gegen die Antenne ausgesprochen. Falls von den 800 Stimmberechtigten die Hälfte gegen die Antenne wäre, sähe das anders aus. » An der Informationsveranstaltung der Gegner unterschrieben 208 Einwohner eine Petition gegen die Antenne, in der Arztpraxis von Reto Dicht liegen weitere Petitionsbögen zur Unterschrift auf. «Nach Gemeindereglement brauchen wir keine 400 Unterschriften», sagt Patrik Galli. Ob man diese hohe Anzahl dennoch zusammenbringe, hält der Gomas-Präsident dennoch für «wahrscheinlich».
Solothurner Tagblatt, 21. November 2003
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Anita» heisst die «Miss Unterleberberg»
KAMMERSROHR · Braunviehzuchtgenossenschaft freut sich auf dem Mattenhof über das 50-Jahr-Jubiläum
Lang gezogene «Muuuhs» erklingen am Samstagmorgen aus dem Baumgarten des Mattenhofs im 50-Seelen-Dorf Kammersrohr. 67 Kühe stehen in Reih und Glied. Je eine davon wird am Nachmittag zur «Miss Unterleberberg» und «Schöneuterkuh» erkoren. Dies aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums der Braunviehzuchtgenossenschaft Unterleberberg (BVZG) unter Präsident Anton Probst. Die Bauern schleppen Wasserkübel, striegeln und putzen ihre Tiere für das Wahlprozedere heraus. Zwischen der Nebeldecke blickt die Sonne, so als wollte sie sich kurz über die tierischen Schönheiten informieren. 18 Kühe haben bereits einen stündigen Marsch hinter sich. Die Familie Lüthi aus Balm trieb die Viehherde, geschmückt mit Blumen, Treicheln und Glocken, von Balm nach Kammersrohr.
Vor 50 Jahren gründeten elf Landwirte die BVZG Unterleberberg. Zusammen wollten sie in der Viehzucht weiterkommen und kauften gemeinsam einen Stier. Zu teuer wäre diese Anschaffung für den einzelnen Bauernhof gewesen. Der Stier gehört der Vergangenheit an. Längst haben die modernen Zuchtmethoden Einzug gehalten. Der Zuchterfolg kann sich sehen lassen, wurden doch alle 67 anwesenden Kühe in den Ställen der sechs BVZG-Betrieben geboren.
Um 10.30 Uhr nimmt Fachexperte Arthur Bongni aus Seehof die erste Rangierung vor. In sechs Kategorien, von Erstmelkkühen bis sechste Laktation und mehr, führen die Bauern die Tiere durch den Sägemehlring. Nichts entgeht dem Richter. Die Zuschauer fachsimpeln mit und erstellen ihre eigene Rangliste. Die schönste Kuh pro Kategorie kommt in die Endausscheidung. Die mit «E» bezeichneten Tiere stellen sich für die «Schöneuterkuh».
Derweil führt der 80-jährige Josef Probst vom Mattenhof ins Mosten ein. In Regenjacke, Gummischürze und Stiefel gekleidet erklärt er den Kindern, warum die Äpfel plötzlich flüssig werden. Zum vierten Mal organisiert der Obst- + Gartenbauverein Günsberg und Umgebung unter Präsident Armin Hohl einen «Mostitag». An den Festbänken trinken Pfeifen und Stumpen rauchende Männer bereits «Kaffee fertig» und diskutieren über die AHV. Hofhund Cora geht von Ort zu Ort und hofft, etwas Essbares zu ergattern. Über die Mittagszeit füllen sich die Bänke in der Festwirtschaft. Das Trio Eddy Schenk verbreitet mit volkstümlicher Unterhaltung fröhliche Stimmung. Einige Männer klopfen einen Jass. Kinder vergnügen sich am grossen Brunnen. «Muuuh, es ist zwei Uuuhr», tönt es vom Baumgarten.
Die Spannung steigt. Glocken mit farbigen Riemen werden für die Preisträgerinnen bereitgestellt. Die mit «E» wie Euter bezeichneten Kühe betreten den Sägemehlring. Richter Arthur Bongni bestimmt nach strenger Prüfung «Stärn» von Franz Flück aus Hubersdorf zur «Schöneuterkuh». «Das Euter ist hinten sehr breit, weit oben aufgehängt, gut mit der Bauchwand verbunden und die Zitzen sehr gut verteilt», ist sein Urteil. Der Präsident des Kantonalen Braunviehzuchtverbandes, Pius Studinger, darf im Namen des Schweizerischen Milchproduzentenverbandes zusätzlich die Kuh mit dem höchsten Milch-Proteingehalt auszeichnen. Dabei muss auch das Fettverhältnis stimmen. Es gewinnt Anton Probsts «Bernina» vom Mattenhof.
Nun fällt die Entscheidung für die Schönste aus dem Unterleberberg. Die Besitzer präsentieren ihre bestplatzierten Kühe pro Kategorie. Nochmals schaut der Richter mit prüfendem Blick und trifft dann seine Wahl. «Anita» heisst die «Miss Unterleberberg» vom Bauernhof Lüthi aus Balm. Sie hat definitiv die beste Tiefe, gute Zitzen sowie das idealste Fundament. Besitzer Fritz Lüthi strahlt und meint: «Hoffentlich wirft sie nächstes Mal ein Kuhkalb, damit ich weiterzüchten kann.»
Solothurner Zeitung, 13. Oktober 2003
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Jungbürger Pascal Wyss
Unser Jungbürger Pascal Wyss mit Gemeinderätin Lilian Maradan und Gemeindepräsident François Emmenegger
Seit 75 Jahren motorisierte Postwagen: Die Familie Flury feiert:
September 2003
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Seit 75 Jahren motorisierte Postwagen: Die Familie Flury feiert:
Am 15. Mai 1928 wurde auf der Strecke Solothurn - Rüttenen - Balm - Günsberg die Pferdekutsche durch ein Postauto ersetzt. Der damalige Postillion Robert Flury übernahm die Aufgabe des Postautohalters, und seinen Sohn Walter Flury stellte er als Wagenführer ein. Mit einem 6-plätzigen Pic-Pic-Wagen verkehrten ab Mai täglich in jede Richtung zwei Kurse. Um 09.00 oder 14.15 Uhr gelangte man für CHF 1.55 von Solothurn nach Günsberg.
1934 übernahm Walter Flury den Betrieb auf der Strecke Solothurn - Günsberg. Nachdem die Balmbergstrasse 1946 ausgebaut wurde, fuhr Herr Flury die Kurse bis auf den Oberbalmberg. Nun wurde auch der erste Grossraumwagen angeschafft.Das alte Postauto
Im Jahr 1947 erhielt die Gemeinde Günsberg einen direkten Autokurs über Hinter Riedholz nach Solothurn. Die Linienführung übergab die Gemeinde der Oberaargauischen Automobil AG. Erst 1963 übernahm PostAuto die heutige Strecke über Hinter Riedholz und Rüttenen wurde ab dann von den Busbetrieben Solothurn bedient. Im Oktober 1966 übernahm der heutige PostAuto-Unternehmer Marcel Flury den väterlichen Betrieb. Er schuf sich ein neues, modernes Postauto an, dessen Unterhalt er in der eigens erbauten Garage besorgte. 1981 wurde der dritte Grossraumwagen gekauft, der heute noch als Ersatzwagen dient.
Heute verkehren täglich 18 Kurspaare auf der 75-jährigen Strecke. Während der Sommerzeit wird das Angebot vor allen von den Wanderern genützt und im Winter sind es die Schneesportler, welche auf den Balmberg reisen. Während 75 Jahren haben drei Generationen der Familie Flury täglich dafür gesorgt, dass das Postauto auf dem Balmberg verkehrt. Die Aufgabe des Postauto-Unternehmers haben sie stets pflichtbewusst und vorbildlich ausgeführt - wir hoffen, dass es noch lange so weitergeht!
75 Jahre motorisierte Postwagen Solothurn-Günsberg
Zum Jubiläum gibts zwei neue Postautos, die feierlich auf «Günsberg» und «Balm bei Günsberg»getauft wurden
Der Postautokurs in den Unterleberberg und auf den Balmberg wird mit zwei neuen Bussen betrieben. An der 75-Jahr-Feier in Balm wurden die Fahrzeuge würdig eingeweiht und gleichzeitig Marcel Flury gefeiert, der seit 40 Jahren als Postautohalter tätig ist.
Im Winter könnte es etwas enger werden», betonte Manfed Studer, Leiter des Postauto-Regionalzentrums Thal-Gäu-Lebern, welcher zu Beginn der Feier einen kurzen geschichtlichen Abriss über die Postautoverbindung in die Kantonshauptstadt gab. Die zwei neuen Neoplan-Post-Euroliner N314ü ersetzen zwei schmalere Saurermodelle aus den Achtzigerjahren. 1928 wurde die Postkutsche von Solothurn über Rüttenen nach Günsberg durch ein Postauto ersetzt, aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Linie auf den Balmberg erweitert werden, wie Studer erklärte.
Eine Änderung erfuhr die Linienführung dann im Jahre 1947, als die Busbetriebe der Stadt Solothurn Rüttenen bedienten. Nun fuhr das Postauto über Riedholz-Hubersdorf nach Günsberg und Balm. Heute werden pro Jahr über 140 000 Kilometer gefahren und 150 000 Personen befördert. «Das Postauto sei sogar eher billiger geworden. Vor 75 Jahren kostete eine Fahrt von Solothurn nach Günsberg Fr. 1.55 und heute ohne Halbtaxabo Fr. 5.20», so Studer.
Ganz herzlich bedankte Studer sich bei Postautounternehmer Marcel Flury, welcher nach 40 Jahren das Geschäft in die 4. Generation Ende Dezember an Mario Flury weitergeben wird.
Dunkle Wolken über der Postautolinie
Als Taufpaten für die beiden neuen Fahrzeuge konnten die beiden Gemeindepräsidenten von Balm und Günsberg, François Emmenegger und Andreas Eng, gewonnen werden. Beide betonten, dass der Unterleberberg für seine täglich 18 Verbindungen nach Solothurn kämpfen müsse. Erst letztes Jahr habe man abwenden können, dass das Postauto nur bis ins Hinterriedholz fährt und die Leute dann auf das «Bipperlisi» umsteigen müssen. Angst und Sorgen machen Kantonsrat und Gemeindepräsident Eng die diskutierten Sparmassnahmen des Bundes im öffentlichen Verkehr: «Wenn der Abgeltungsbeitrag des Bundes an den finanzschwachen Kanton Solothurn geringer ausfalle, beginnen schon bald die Diskussionen um eine Fahrplanausdünnung. Eine gute Verkehrserschliessung sei für eine Gemeinde aber etwas vom Wichtigsten.»
Mit nassen, farbigen Schwämmen in der Hand warteten die zahlreichen Kinder geduldig, bis sie endlich in Aktion treten konnten. Die mit Farbe an der Eingangstüre verdeckten Namen der beiden Postautos konnten sie nun hervorwischen. Die Überraschung war nicht gross: Die neuen Fahrzeuge heissen Günsberg und Balm bei Günsberg.
Applaus für das Posthorn
Als die Fahrgäste von Balm und die Behördenmitglieder der bedienten Gemeinden auf eine unfallfreie Fahrt angestossen hatten, fuhr ein bis auf den letzten Platz gefülltes Postauto die Festgemeinde auf der alten Strecke via Rüttenen nach Solothurn und auf der neuen Strecke zurück nach Balm. Nachdem sich die Passagiere vom Komfort und der Sicherheit der neuen Busse überzeugt hatten, ertönte gegen Schluss der Reise endlich das Posthorn, welches frenetisch beklatscht wurde.
Solothurner Zeitung, vom 30.6.2003
Festgemeinde
Kinder beim Entfernen der Farbe
Hat sich der Jubilar selber geschenkt: Flury-Wappen
Die zwei getauften Postautos
Was kommt da wohl unter der Farbe zum Vorschein?
Junge Gäste geniessen die Fahrt mit dem Postauto
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Balmberg: Schlamm und Geröll wird so schnell wie möglich weggeräumt
Die Aufräumarbeiten auf dem Balmberg sind in vollem Gange. Schon heute Dienstagabend soll die Strasse wieder passierbar sein. Geräumt werden nur Geröll und Schlamm, die die Durchfahrt effektiv behindern.
Bereits an Silvester war dem Geologen klar, dass der Rutsch auf dem Balmberg unmittelbar bevorstand. «Die Rutschung beschleunigte sich sichtbar», so Johannes Dollinger von der Geotechnischen Institut AG in Solothurn gegenüber dieser Zeitung. Anfangs Dezember waren es noch rund fünf Zentimeter täglich, die der Hang oberhalb des Restaurantes Vorder-Balmberg wegrutschte. Mitte Dezember beruhigte sich die Situation, zum Schluss rutschte der Hang um ganze 20 Zentimeter pro Tag ab, und die Gräben, die oben im Hang entstanden, wurden über zwei Meter breit.
Reissleinen rissen
Weilorgen waren es etwas über 20 000 Kubikmeter Schlamm und Geröll, die sich zum Teil auf die Strasse ergoss mit der Rutschung gerechnet wurde, war der Hang gesichert. An drei Bäumen wurden Reissleinen angebracht. Diese wurden so konzipiert, dass sie bei einer Belastung von über 200 Kilogramm reissen. Die Leinen waren in einem Stromkreis miteinander verbunden. Nachdem in der Nacht vom letzten Freitag auf Samstag der Hang endgültig abrutschte und die erste Reissleine riss, wurde automatisch Alarm bei der Zentrale der Kantonspolizei ausgelöst und der Verkehr, auf der Strasse mittels Rotlicht, sofort gestoppt.Die Rutschung dauerte fast 24 Stunden. Bis Sonntagmen.
«Jetzt ist alles unten», so Dollinger. Die Arbeit des Geologen ist damit aber noch nicht beendet. «Wir werden den Hang weiter überwachen müssen. Im Frühling könnte sich mit der Schneeschmelze und Regenfällen nochmals etwas tun». Momentan sei die Situation unter Kontrolle - auch dank der tiefen Temperaturen. Der Felsriegel, der stehen blieb, sei zudem recht stabil. Die Messpunkte, die aufgestellt wurden, werden deshalb weiter beobachtet. «Sollte es erneut einen Erdrutsch geben, wird sich dieser ebenfalls wieder ankünden», ist sich Dollinger sicher.
Sicherheitshalber gesperrt
Bereits am Mittwoch sollte die Strasse wieder passierbar sein. «Wir haben am Sonntag aus Sicherheits- gründen von Günsberg und Welschenrohr Fahrverbot erlassen», so Niggi St Leiter Kreisbauamt 1. Die Anwohner auf dem Balmberg könnten die Strasse aber auf eigene Verantwortung hin passieren. Von Welschenrohr her sind rund 20 Pendler in Richtung Solothurn betroffen, die nun via Balsthal und 0ensingen fahren müssen. Ein privater Unternehmer sei aufgeboten worden, den Schlamm wegzuräumen. Dabei wird laut Stoll nicht alles Material entsorgt, sondern nur dasjenige, das die Strasse und die Brücke blockiert.
Solothurner Zeitung, 7. Januar 2003
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Günsberg-Welschenrohr Balmbergstrasse beidseits gesperrt
In der Nacht auf Sonntag kam es auf dem Balmberg zu einem grösseren Erdrutsch als erwartet: Zirka 30 000 Kubikmeter Gestein und Schlamm lösten sich und rutschten bei der Brücke unterhalb des Restaurants «Vorder-Balmberg» zum Teil bis auf die Balmbergstrasse, die wieder gesperrt werden musste.
Schon am Donnerstag, 21. November, waren nach ausgiebigen Regenfällen 1500 Kubikmeter Schlamm und Geröll abgerutscht und hatten die Passstrasse über den Balmberg bei der Brücke etwas unterhalb des Restaurants Vorder-Balmberg unpassierbar gemacht. Damals musste die Bergstrasse von Günsberg her gesperrt werden. Zwar wurde sie schon einen Tag später wenigstens tagsüber wieder freigegeben, weil der Regen etwas nachgelassen und sich die Situation dadurch etwas entschärft hatte.
Nur 15000 Kubikmeter erwartet
Schon damals rechnete Niggi Stoll, Leiter des zuständigen Bauamtes 1, damit, dass noch weitere 15 000 Kubikmeter Schlamm und Geröll nachrutschen könnten. Er beurteilte die Situation als immer noch kritisch. Darum wurde Wasser aus dem Hang abgeleitet. Seither überwachten Geologen das Rutschgebiet. Nun ist im unteren Teil des kritischen Gebiets eine grosse Schlamm- und Steinlawine abgerutscht und hat, wie erwartet, die Strasse bei der Brücke verschüttet. Die Brücke selber wurde aber nicht zerstört. Der obere Teil des Hangs rutscht nun nach. Grosse Bäume - bereits beeindruckend in Schieflage - verschoben sich innert Stunden um mehrere Meter abwärts. Das Rutschvolumen wird auf etwa 30 000 Kubikmeter geschätzt.
Die Räumungsarbeiten sind im Gange. Aus Sicherheitsgründen muss die Passstrasse diesmal auf der Südseite sowie auch von Welschenrohr her bis auf weiteres für jeglichen Verkehr gesperrt bleiben.
Solothurner Zeitung, 6. Januar 2003