Aus dem Jahr 2002
Balm bei Günsberg: Souverän stimmt Steuersenkung zu
«So viele Stimmberechtigte hatte es schon lange nicht mehr an der Gemeindeversammlung», sagt François Emmenegger , Gemeindepräsident von Balm bei Günsberg. Die 27 Personen hatten aber auch allen Grund: Über eine Steuersenkung von 100 auf 95 Prozent für natürliche Personen lässts sich gerne abstimmen, zumal die Laufende Rechnung bei einem Ertrag von 691’050 Franken mit 29’050 Franken Überschuss trotzdem noch schwarze Zahlen erwartet. Mit der guten finanziellen Situation begründete denn auch der Gemeinderat seinen Antrag, der auch Zustimmung fand. Der bereits im letzten Jahr gesenkte Steuerfuss von 70 Prozent für juristische Personen bleibt unangetastet. Ebenso die Spezialfinanzierungen. Die Anpassung des Gebührenreglementes steht laut Emmenegger im nächsten Jahr an.
Die Versammlung genehmigte nebst der Laufenden Rechnung auch die Nettoinvestitionen von 82’000 Franken, die für die Sanierung der ARA sowie den Generellen Entwässerungsplan aufgewendet werden. Für Letzteren musste zudem ein Nachtragskredit von 20’000 Franken gesprochen werden.
Mehr Lohn für Emmenegger
Im Weiteren stand die revidierte Dienst- und Gehaltsordnung auf der Traktandenliste. Mit der genehmigten Revision werden die Behördenmitglieder höher entschädigt. Freuen kann sich der Gemeindepräsident: Auf Antrag aus der Mitte der Versammlung wurde Emmeneggers Entschädigung zusätzlich erhöht. Statt wie bisher 5600 Franken erhält er neu 7000 Franken pro Jahr.
Finanzkennzahlen
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Die Laufende Rechnung erwartet bei einem Ertrag von 691’050 Franken einen Ertragsüberschuss von rund 29’050 Franken.
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Die Steuereinnahmen der natürlichen Personen werden auf 385’000 Franken, diejenigen der juristischen auf 4’000 Franken geschätzt.
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Steuerfuss: Für natürliche Personen 95, für juristische 70 Prozent.
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Nettoinvestitionen sind in der Höhe von 82’000 Franken bei einem Selbstfinanzierungsgrad von 59 Prozent vorgesehen.
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Der Finanzierungsfehlbetrag beträgt 33’650 Franken.
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Die Pro-Kopf-Verschuldung beläuft sich auf 413 Franken.
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Die Abschreibungen auf das Verwaltungsvermögen betragen 17’000 Franken. Dies entspricht dem erforderlichen Minimum von 8 Prozent.
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Spezialfinanzierungen: Die Gebühren pro Kubikmeter Wasser betragen 2 Franken, für Abwasser 3 Franken.
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Die Kehrichtgrundgebühr beträgt 45 Franken pro Person, die Sonderabfallgebühr 60 Franken pro Haushalt.
Solothurner Zeitung, 19. Dezember 2002
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Strasse normal befahrbar
Balmberg: Es gibt nichts anderes, als ruhig abzuwarten
Auf dem Balmberg wurden sieben Messpunkte auf der Rutschmasse eingerichtet. Diese wurden anfangs täglich mit Präzisionsmessgeräten vermessen. Nun hat Landwirt Anton Niederberger die Messungen übernommen. Weil der Hang sichtbar abrutscht, reicht ein konventionelles Messband, um die Daten zu erfassen.
Als erste Sofortmassnahme wurden Röhren gelegt und das Wasser aus dem rutschenden Hang geleitet. Die Strasse wird durch eine Lichtsignalanlage gesichert. Die Anlage ist mit Reissleinen verbunden, diese wiederum würden durch umstürzende Bäume aktiviert. „So wird die Ampel auf Rot gestellt, und es ergeht automatisch ein Notruf an die Alarmzentrale.“ Diese Sicherheitsmassnahmen seien genügend, so Dollinger – man warte ruhig ab. Häuser sind keine bedroht.
Dollinger schätzt, dass die Gleitfläche der Rutschung am tiefsten Punkt über zehn Meter unter der Oberfläche liegt. „Das ist eine Vermutung, die nicht durch Messungen bewiesen ist.“ Entgegen der Meinung anderer Fachleute glaubt er auch nicht, dass die Wurzeln der Bäume die rutschenden Erdmassen halten könnten. Weil in den tonigen Schichten auch harte Kalkfelsen eingelagert sind, rechnet der Geologe damit, dass die gesamte Rutschmasse auf einmal zu Tal gehen wird und sich mit einigem Glück vor der Brücke selber abbremst. „Gefährlich wären einzelne grosse Felsbrocken, die sich ablösen und mit grosser Geschwindigkeit herunterdonnern. Aber zurzeit werden sie im zähen Schlamm gebremst.“
Weil der Hang vorwiegend aus verwitterten, tonigen Schichten besteht, ist es nicht möglich, den Rutsch mittels Sprengung gezielt auszulösen. „Die Löcher für die Sprengladung würden sofort vom Ton wieder aufgefüllt.“
Solothurner Zeitung, 14. Dezember 2002
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Balmberg: Messungen geben Aufschluss über den Zeitpunkt des Rutsches
Über 20’000 Kubikmeter Erde und Fels rutschen seit drei Wochen auf dem Balmberg hangabwärts. Geologen sind sicher, dass sich der Hang lösen wird. Wann - das ist Ungewiss. Im Moment hat sich die Lage beruhigt. Wer mit einem Geologen über den gefährdeten Hang auf dem Balmberg spricht, hört immer wieder das Wort «Opalinus-Ton». Diese Gesteinsschicht, die sich im Jura allenthalben findet, ist eines der Überbleibsel des Urmittelmeeres, der Tethys, aus dem später die Alpen und der Jura aufgefaltet wurden. Ton hat die Eigenschaft, abzudichten, das heisst, er ist wasserundurchlässig. Ton, der sich verfestigt, wird ausserdem beinhart und schliesslich zu Fels. Auf dem Balmberg liegt der Opalinus-Ton oberhalb einer markanten Kalkrippe.
Bach suchte sich neuen Weg
Schon vor Jahren wurde mittels Drainagen im Opalinus-Ton ein künstlicher Bach in den steilen Hang oberhalb des Restaurants «Vorder-Balmberg» gelegt. Irgendwann im letzten Frühling suchte sich dieser Bach einen neuen Weg. Durch eine Erdspalte drang das Wasser oberhalb der Kalkrippe in den Hang hinein und floss unterirdisch ab. Bedingt durch die intensiven Niederschläge im Oktober und Anfangs November destabilisierten die unterirdisch abfliessenden Wassermassen den Hangfuss, der Hang kam ins Rutschen.
Messanlagen eingerichtet
Vom Samstag, 17. November, auf den Sonntag, 18. November, kam der Hang merkbar in Bewegung. Wegen des Nebels war es schwierig, die Situation einzuschätzen. Erst am Mittwoch wurden das Kreisbauamt und die Geotechnische Institut AG aufgeboten. «Den ganzen Donnerstag haben wir Messanlagen eingerichtet, gleichzeitig musste die Strasse auf den Balmberg von Günsberg her gesperrt werden. Ein Teil, der an diesem Tag abgebenden Schlammlawine, versperrte die Strasse», erklärt Johannes Dollinger, dipl. Geologe und Niederlassungsleiter des Geotechnischen Institutes in Solothurn.
«Bin kein Prophet»
Laut Dollinger rutscht der Hang durchschnittlich sechs Zentimeter pro Tag. Die Messungen würden seit dem letzten Wochenende eine leichte Beruhigung der Situation zeigen. «Ich war, eigentlich der Meinung, das gefährdete Stück des Hanges würde sich bis Weihnachten lösen», lachte Dollinger im Gespräch mit dieser Zeitung. «Aber ich bin kein Prophet. Dank den Messungen haben wir die Situation im Griff.» Der Geologe ist überzeugt davon, dass der Hang abrutschen wird. «Dadurch, dass der Fuss unten bereits weg ist, kann das Gewicht der über 20’000 Kubikmeter Erde und Fels von den unterhalb der Kalkrippe vorhandenen tonigen Schichten nicht ewig gehalten werden.» Wenn sich die Verschiebungsraten massiv verändern würden, sei dies ein Alarmzeichen. «Aber voraussagen, wann der Rutsch genau kommt, können wir nicht.»
Noch mehr Fragezeichen
Neben der Unklarheit über den Zeitpunkt des Rutsches und der Frage, ob der ganze Hang kommt oder nur ein Teil, gibt es weitere Fragezeichen, die der Geologe vorderhand nicht beantworten kann. „Wir wissen beispielswiese nicht genau, was passiert, wenn die Fels- und Schlammmassen kommen.“ Ob die Brücke unterhalb des Restaurant Vorder-Bahnberg den Kräften standhält und wie sich allfällige Aufräumarbeiten gestalten werden.» Der Schlamm könnte nicht einfach in den Wald unterhalb der Strasse geschaufelt werden, macht Niggi Stoll, Leiter Kreisbauamt I, deutlich. «Er müsste wie Aushubmaterial von Baugruben in einer Deponie gegen Gebühr entsorgt werden.» Dollinger befürchtet im übrigen, dass ein Stück der Wiese oberhalb des rutschenden Hanges ebenfalls noch in Bewegung kommen könnte. «Ein Stück des Loches das entstehen wird, dürfte wohl wieder aufgefüllt werden.» Dies hat, so,Dollinger, damit zu tun, dass jeder Boden gewisse Gesetzmässigkeiten aufweist. «Die Wiesen und Weiden im Opalinus-Ton auf dem Balmberg haben alle eine Neigung von 15 Prozent. Verändert sich dies - beispielsweise wegen eines Erdrutsches - reguliert die Natur sich selbst. »
Solothurner Zeitung, 14. Dezember 2002
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Balmberg Verkehr wird via Lichtsignalanlage geregelt
Die Passstrasse auf den Balmberg ist via Günsberg wieder normal befahrbar. Die Nachtsperre wird aufgehoben, wie Niggi Stoll, Leiter Kreisbauamt I, mitteilt. Nach wie vor sei der gefährdete Hang bei der Brücke unterhalb des Restaurants «Vorder-Balmberg» aber im Rutschen begriffen. «Es sind immer noch rund sechs Zentimeter pro Tag», so Stoll. Den Hang zu sichern sei praktisch nicht möglich, unter anderem, weil er zu steil sei. «Normale Mittel, wie sie im Tiefbau in einem ähnlichen Fall angewendet werden, beispielsweise Spundwände, können wir nicht nützen, weil wir gar nicht in den Hang hineinkönnen.» Stoll erklärt zudem, dass die Masse, die in Bewegung sei, in der Zwischenzeit auf 22000 Kubikmeter Geröll und Schlamm geschätzt werde.
Das gefährdete Strassenstück wird mit einer orange blinkenden Lichtsignalanlage gesichert. Ähnliche Anlage werden in entsprechenden Situationen auch im Wallis eingesetzt. «Kommt der Hang ins Rutschen, dann schaltet die Ampel auf Rot», so Stoll, «gleichzeitig wird die Alarmzentrale der Kantonspolizei alarmiert, die wiederum das Kreisbauamt aufbietet.» Stoll bittet die Autofahrer dringend, die Ampel - wenn sie auf «Rot» gestellt ist - nicht zu passieren. Die entsprechenden Verhaltensmassnahmen sind laut einer Mitteilung der Kantonspolizei
Solothurner Zeitung, 30.11.02